In Tirols engen Tälern war der Mensch von jeher durch Naturgewalten bedroht. Das Vorkommen von in der Bronzezeit sehr gesuchten Kupfererzen begünstigte aber eine dauerhafte Besiedlung der rauhen Gebirgsregion. Es entwickelte sich vor mehr als 3000 Jahren bei Schwaz und Kitzbühel eine regelrechte Bergbauindustrie. Das gewonnene Kupfer war Exportgut in den gesamten süddeutschen Raum. Erste schriftliche Belege für einen Bergbau finden sich um das Jahr 1200. Damals erließ der Trienter Bischof die älteste bekannte Bergwerksordnung im deutschsprachigen Raum zur Regelung des Bergbaubetriebs. Aber erst durch die Wiederentdeckung der Kupfervorkommen bei Schwaz im 15.Jh. nimmt das Montanwesen in Tirol einen rasanten Aufschwung. Das aus Nürnberg übernommene und später verbesserte Saigerhüttenverfahren ermöglichte es nicht nur das Kupfer sondern auch das Silber zu gewinnen. Für die Entsilberung des Kupfers benötigte man in großen Mengen Bleierze. Bezugsquellen waren vor allem Südtirol, Bleiberg, das Karwendel und das Gebiet um den Fern. Der Bergbau um Schwaz, der etwa 3000 Tonnen Silber lieferte, ermöglichte erst die Weltmachtpolitik des Hauses Habsburg. Augsburger Kaufleute wie die Fugger gewährten den Habsburgern immer wieder enorme Kredite. Die Tilgung erfolgte mit Schwazer Silber. Wegen rückläufiger Erträge und der Konkurrenz aus Mittelamerika verlor Schwaz gegen Ende des 16 Jh. seine Stellung als Montanzentrum Europas. Die Bergbaue bei Nassereith und Biberwier lieferten inzwischen hauptsächlich das Zinkerz Galmei zur Messingherstellung. Dieser Galmeibergbau erlebte seine Blütezeit im 18. Jh. Die Industrialisierung im 19. Jh. ließ den Rohstoffbedarf enorm ansteigen. Vor allem Industrielle aus Deutschland investierten in den Tiroler Bergbau. So versuchten Gesellschaften wie der Schwazer Bergwerksverein oder die Gewerkschaft Dirstentritt gewinnbringend Erze zu fördern. Neben Blei- und Zinkerzen spielten in den Weltkriegen auch Molybdänerze (Wulfenit) als Stahlveredler für die Rüstungsindustrie bei uns eine wichtige Rolle. Die Weltwirtschaftskrise 1929 und verfallende Rohstoffpreise ließen den Bergbau unrentabel werden. Heutzutage ist es günstiger Rohstoffe über 10000 km zu transportieren, als sie in Mitteleuropa zu gewinnen.

Das Montanwesen in Tirol (von A. Hanneberg)